Ein dunkler Raum, ein Tisch, eine Runde Schachtel mit Schlitzen, die rasend rotiert und von einem kleinen Scheinwerfer angestrahlt wird. Eine bizarre Situation, eine konzentrierte Stille, eine Situation ähnlich einer Theatervorführung. Die umstehenden Personen gebückt, in die sich bewegende Schachtel starrend, in der viele kleine einzelne Bilder unsichtbar wie von Geisterhand, laufen lernen. Diese konzentrierte Stille wird immer wieder unterbrochen von Worten wie, „Wahnsinn“, „faszinierend“, „toll“. Schließlich geht das Licht an, die Zuschauer johlen und klatschen in die Hände.
Oscar-Preisträger Thomas Stellmach gab einen Einblick in das Thema „Animation“. Mit einfachsten experimentellen Aufbauten, bestehend aus ausrangierten Schallplattenspielern, selbstgebauten runden Schachteln, Papierstreifen und Papierscheiben, demonstrierte er die Möglichkeiten Einzelbilder in Bewegung zu setzen.
Dieser Workshop mit Teilnehmern aus Lehrern und Schülern der FOS/BOS Straubing und Stadtarchivarin Dr. Dorit Krenn, sind der erste Teil eines einzigartigen Filmprojektes. Zum Thema „800 Jahrfeier der Stadtgründung Straubing“ wird ein Animationsfilm entstehen. 800 Jahre Stadtgeschichte sollen anhand von vielen Bildern gezeigt werden, die in einer Animationsinstallation aufgelöst und erlebbar werden.
Mit der Umsetzung dieser Arbeit werden in einem Projekt etwa 30 Schüler der FOS/BOS Straubing der Ausbildungsrichtung Gestaltung betraut sein.
Aufgeführt werden soll das „Film-Spektakel“ im Juni 2018 zum Ende der Feierlichkeiten des Jubiläums. In einem Workshop mit Thomas Stellmach zeigte dieser den beteiligten Kunsterziehern verschiedene Möglichkeiten der Animation von Einzelbildern. In einem Drehbuch, das Dr. Krenn und Thomas Stellmach aus den historischen Fakten, Zeitabläufen und Daten erarbeitet hatten, wurden nun über 80 Szenen zur Diskussion gestellt. Das heißt, die historische Bedeutung und die Möglichkeit, interessante Bilder für eine filmische Bearbeitung zu erhalten, wurde überprüft. Genau diese Aufgabe dürfen dann die beteiligten Schüler übernehmen.
Ein anspruchsvolles, experimentelles Projekt, mit dem die „jungen Gestalter“ der FOS/BOS in die Öffentlichkeit treten werden. Aber mit solch faszinierender Persönlichkeit wie dem Oscar-Preisträger Thomas Stellmach, übrigens ein Sohn der Stadt Straubing, werden alle Beteiligten nicht nur viel lernen, sondern auch viel Spaß an der Faszination haben, „wie Bilder laufen lernen“.
Thomas Stellmach, Jahrgang 1965, ist Trickfilmregisseur, Produzent, Autor und Animator. Für seine Independent-Produktionen erhielt er neben etwa 50 internationalen Auszeichnungen 1997 den Oscar der Academy of Motion Picture Arts and Sciences für den Stop-Motion Film „Quest“. Er studierte Animation an der Kunsthochschule Kassel. Nach seinem künstlerischen Hochschulabschluss gründete er 2000 mit zwei Partnern das Trickstudio Lichthof – Film & Animation in Kassel und produzierte bis 2008 für Fernsehen und Werbung. 2009 hat Stellmach laut Wikipedia seinen Firmenanteil abgegeben und konzentriert sich seither wieder auf künstlerische Projekte.