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Würde zurückgeben



Schülerinnen der FOS/BOS zeigen Kunstinstallation im Pulverturm

 

Zuerst sind es nur Schatten, die an die Wände projiziert werden. Daraus werden Linien und Formen. Schließlich sind Gesichter zu erkennen. Und dazwischen liest und hört man immer wieder Namen. Es sind Namen von behinderten oder psychisch kranken Menschen aus Straubing, die von den Nationalsozialisten grausam ermordet wurden. Zu ihrem Gedenken werden im Oktober im Pulverturm drei Bronzetafeln angebracht. Den künstlerischen Entstehungsprozess präsentierten die vier Schülerinnen Miriam Pelizzari, Lisa Konjetzky, Katharina Plonka und Sandra Bickel der FOS/BOS am Mittwoch vor Ort in einer beeindruckenden audiovisuellen Installation.

 

Mehr als 360 Menschen mit Behinderung fielen zwischen 1940 und 1945 allein in Straubing dem NS-Euthanasieprogramm zum Opfer. Mit diesen erschütternden Vorgängen setzt sich die FOS fachübergreifend seit einigen Monaten auseinander. „T4 – Keine Ahnung? Euthanasie während der NS-Zeit“: So lautet der Titel des Projekts. Es ist Teil der langjährigen Erinnerungsarbeit der Straubinger Partnerschaften für Demokratie. Diese zeichnen für die Gesamtkoordination verantwortlich und initiierten gemeinsam mit Stadtarchivarin Dr. Dorit-Maria Krenn dieses Projekt, anknüpfend an die intensive Erinnerungsarbeit der Barmherzigen Brüder unter der Federführung von Katharina Werner. Für die Schüler des Bereichs Gestaltung lautete die Aufgabenstellung, ein bleibendes Zeichen der Erinnerung an die Opfer der NS-Euthanasie für den zentralen Gedenkort im Pulverturm zu schaffen.

 

Das Ergebnis ist ein Triptychon, bestehend aus drei Bronzetafeln, das im Oktober seinen Platz im Pulverturm finden wird. Die drei Tafeln tragen die Namen der 130 Menschen, die einst in der Pflegeanstalt der Barmherzigen Brüder untergebracht waren, deren Obhut sie das NS-Regime entriss, um sie anschließend zu ermorden. Bei den 130 namentlich erwähnten Personen handelt es sich um jene, die ermittelt werden konnten und im Rahmen der sogenannten T4-Aktion ermordet wurden. Das geschaffene Kunstwerk steht aber auch symbolisch und stellvertretend für die Opfer der NS-Euthanasie, der Vernichtung „lebensunwerten Lebens“ in ihrer Gesamtheit. Dieses Kunstwerk von jungen Menschen gestalten zu lassen, die ihren eigenen Zugang zum Thema finden, war ein Grundansatz des Projekts.

 

Entschieden gegen das Vergessen eintreten

 

Große Anerkennung sprach Bürgermeisterin Maria Stelzl den Schülerinnen aus. In einer Zeit, in der Aussagen von Politikern im Bundestag getroffen werden, die „nacktes Grausen“ hervorrufen, sei es umso wichtiger, sich mit dem Thema Nationalsozialmus auseinanderzusetzen. Das hätten die Schülerinnen getan und es so geschafft, den Menschen, die über Jahrzehnte hinweg vergessen waren, ein Denkmal zu setzen und ihnen damit ihre Menschlichkeit und Würde wieder zurückzugeben. „Die Gesellschaft muss dafür Sorge tragen, dass der Wert eines Menschen nicht von seiner Leistung abhängt“, forderte sie. Deshalb würden sie und ihre Kollegen aus dem Stadtrat – es waren auch Bürgermeister Hans Lohmeier sowie die Stadträte Andreas Fuchs und Peter Mittermeier gekommen – entschieden gegen das Vergessen eintreten.

 

Mit der Präsentation wolle man die umfangreichen Versuche und Experimente veranschaulichen, mit Zeichnung, Malerei, Grafik, Relief und Typografie diesem grausamen Stück Geschichte ein Bild zu geben, erläuterte Max Messemer, unter dessen Anleitung das Kunstwerk erarbeitet wurde. In diesem Arbeitsprozess habe sich schließlich eine ganz neue Form von Bildfindung entwickelt. Neue Medien seien als Werkzeug für die Umsetzung eingesetzt worden. Große Unterstützung hätten sie durch das Team der Gießerei Gugg erfahren.

 

Gegossen wurden die Tafeln bereits, jetzt werden sie noch weiter bearbeitet, bevor sie am 16. Oktober endgültig ihren Platz im Pulverturm finden. In einem Festakt soll dann das Triptychon feierlich angebracht werden. Die Finanzierung des Erinnerungsmals erfolgt aus Mitteln des Bundesprogramms „Demokratie leben!“ sowie einem Zuschuss des Kulturamts der Stadt Straubing.

 

Straubinger Tagblatt vom 05.07.2019


Erstellt am 07.05.2019 von OStR Griesbeck

 
Impressionen:

(Bilder zum Vergrößern anklicken)