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Die Droge macht alles egal



Suchtprävention an der FOS/BOS Straubing für SchülerInnen der 11. Jahrgangsstufe

 

Christoph Kimmel vom Verein 1:1 weiß, wie er die Jugendlichen für das Thema sensibilisiert: Anhand eines Kurzfilms, der vor allem der Frage nachgeht, welche Rolle die Gesellschaft bzw. das Umfeld im Genesungsprozess eines Suchtkranken spielt, bringt er die klassischen Vorstellungen von Sucht gewaltig ins Wanken. Warum jemand suchtkrank wird und der andere nicht, hängt nicht nur vom Einzelnen ab, sondern auch – und das nicht unwesentlich - vom sozialen Gefüge um ihn herum. Besonders fatal erscheinen da die gängigen Stigmatisierungen und Vorurteile, denen sich der Suchtkranke oftmals ohnehin schon ausgeliefert sieht.

 

Und er geht noch einen Schritt weiter und versucht den SchülerInnen vor Augen zu führen, dass der Einstieg in die Sucht auch mit alltäglichen Suchtmitteln ganz leicht passieren kann: Oder wer hat nicht schon einmal beim Streamen die Zeit vergessen und konnte nicht aufhören? Der Kontrollverlust, der Suchtdruck, den man verspürt, sei letztlich derselbe wie bei härteren Drogen. Genauso gehe der schleichende Weg in die Sucht auch mit dem Gläschen Sekt, Kaffee, Schokolade, Handy, Zigaretten oder Schmerzmitteln: Das scheinbar leicht wieder Wegzulassende nimmt immer mehr Platz im Leben ein, die Gelegenheiten werden immer mehr, bei denen man sich belohnen will, es erfolgt eine gewisse Toleranzbildung, die Dosis steigt und auf einmal ist das Suchtmittel nötig, um normal arbeiten zu können. Und Kimmel verdeutlicht: „Die Sucht sneakt sich so rein. Und sie ist chronisch, das heißt, sie bleibt ein Leben lang. Rückfälle sind keine Seltenheit.“ Was das konkret bedeutet, wird an Marcos Geschichte deutlich, der mit 39 Jahren den Absprung geschafft hat und nun seine schwere Drogenabhängigkeit überwunden hat. Er erzählt den Jugendlichen, wie er vom gelegentlichen Kiffen als neugieriger Teenager, der „für jeden Schmarrn offen (war)“, über Speed bei Heroin gelandet ist und in einer Lebenskrise die Kontrolle verlor. „Dann bewegst du dich in eine andere Szene,“ erinnert er sich, aber da war es schon zu spät, denn die schnelle körperliche Abhängigkeit fordert ihren Tribut: „Man weiß, es ist scheiße, aber man macht weiter. Die Droge macht alles egal.“ Ergebnis: schwere polytoxe Abhängigkeit, sprich multipler Substanzgebrauch. Den Weg heraus beschreibt Marco als zäh, langwierig und mit vielen Rückfällen nach insgesamt 15 Entgiftungen. Aber nun ist er froh, sein Leben wieder auf die Reihe bekommen zu haben und mit dem Verein 1:1 eine sichere Anlaufstelle zu haben, die ihm Halt und Struktur gibt.

 

Sichtlich betroffen von den offenen Worten, wollten die SchülerInnen in der anschließenden Gesprächsrunde auch wissen, wie sie mit Freunden umgehen sollten, bei denen sie die Gefahr einer Sucht sehen. Am Ende, so Kimmel, müsse jeder Betroffene die eigene Abhängigkeit selbst erkennen. Den Angehörigen rät er, mit Ich-Botschaften zu kommunizieren und die Freunde oder Familienmitglieder zur Selbstreflexion anzuregen. Vorwürfe schafften nur Distanz, vielmehr solle man die Hand ausstrecken. Auch gebe es die Möglichkeit zur Selbsthilfe zum Beispiel beim Verein 1:1, wo man sich als Angehöriger oder Freund auch beraten lassen kann.

 

Julia Vogel, OStRin

 

 

Foto: Christoph Kimmel vom Verein 1:1 trifft den richtigen Ton bei den jungen Zuhörern der FOS/BOS Straubing